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Was nottut

Als ich das (in dem sonst sehr guten Interview) las, mußte ich erstmal mit dem Kopf schütteln:


Alexander Wallasch:

Die Querdenken-Demonstration ist – jedenfalls gemessen an der großen Zahl der Teilnehmer – ein großer Erfolg geworden. Von der Bühne herunter wurde auch eine Meditationsreise nach Innen propagiert, frei nach dem Motto: „Das Bewusstsein beeinflusst das Sein.“ Können wir uns diesen Luxus leisten? Haben wir die Zeit für solche Selbstbespiegelungen? Oder muss kämpferischer ans Werk gehen, wer etwas verändern will?


Hans-Georg Maaßen:

Ich war leider verhindert, an dieser Kundgebung teilzunehmen. Viele Freunde von der Werteunion hatten an dieser großen Kundgebung in Berlin teilgenommen. Wir wollen eine Politikwende in Deutschland. Und ich glaube, die meisten Teilnehmer dieser Kundgebung wollen das auch. Ich denke nicht, dass man eine Politikwende durch Meditationen erreichen kann. Wir müssen die Menschen wachrütteln, damit sie bei den nächsten Wahlen die Parteien unterstützen, die eine Politikwende wollen.

Das Paradoxe ist, daß es teilweise richtig, teilweise aber auch völlig falsch ist.

Sicher ist, daß eine Verinnerlichung im Sinne von Abkehr von der Welt tatsächlich Unsinn ist, da es konkret, auch durch Wahlen, Veränderungen geben kann, die etwas bewirken. Es könnte durch andere Personen auch eine andere Politik geben, siehe z. B. Trump, Putin, Milei, auch mit der Werteunion würde es durchaus bessere Entscheidungen geben, davon bin ich überzeugt. Es wäre falsch, das alles einfach als sinnlos abzutun.

Gleichzeitig ist aber das, was hier Meditation genannt wird, die einzige Chance für das Erleben wirklicher Antworten, nämlich bei Dir selber. Und das geht weit über Meditation hinaus. Hier ist erst der Keim von wirklicher Souveränität, von freiem Bürgertum, vom echten Einbringen ins Leben, sowie in eine Gesellschaft und Kultur zu finden. Das wird nie von außen kommen, und hätte man noch so eine gute Regierung. 

Und Luxus ist das Ganze schon gleich mal gar nicht. Es ist das, was nottut. Die Umstände sind so, wie sie sind, weil eben praktisch alle lieber nach außen schauen und dort irgendetwas erhoffen, befürchten, und sich so zu Spielbällen degradieren. Auch die angeblichen Kämpfer und Rebellen sind das, weil sie abgelenkt und nicht ansatzweise bei sich sind.

Wieder zu sich zurückzufinden ist die einzige echte Chance, daß die Dinge wieder ins Lot kommen. Natürlich ändert sich dadurch nicht direkt das, was womöglich politische Entscheidungsträger durchführen, aber zumindest ist da nun ein natürlicher Anker, der heilsam in die Umgebung wirkt. Und diese Wirkung ist das Bedeutsamste, sie ist das Licht, und da braucht mir niemand erzählen, daß einer alleine dafür nicht ausreicht. Es reicht ein kleines Lichtlein, um einen vorher stockfinsteren Raum zu erhellen. 

Es ist wirklich verrückt, daß diese einfache Tatsache selbst intelligente, politische Kommentatoren beim besten Willen nicht wahrhaben wollen. Stattdessen reiben sie sich lieber auf und projizieren eine Hoffnung auf Besserung in die Zukunft, die völlig aufzerrt.


Ich wiederhole: Nach innen zu schauen, sich auf sich zu besinnen, heißt nicht, den Kopf in den Sand zu stecken. Ganz im Gegenteil: Es entsteht überhaupt erst die Möglichkeit für fruchtbares Handeln, aus dieser Klarheit und dem inneren Frieden, der nun gefunden wurde.

Was die meisten Kommentatoren stattdessen tun, ist für mich deshalb zunehmend erschütternd mitzuerleben, weil es ein völliges Verpassen des Sinns ist, den diese äußere Situation mit sich bringt. Und es ist egal, wie sich diese entwickeln mag, ob sie sich nun doch besser oder immer schlechter entwickelt: Er wird nicht wiedergefunden.


Es gibt keine Alternative hierzu. Entweder jemand kommt zu sich und erfährt so Gesundung, oder er verliert sich in dieser von Wahnsinn zerfressenen Welt.

Und gesund zu sein heißt nicht, "dagegen zu sein", z. B. nicht woke zu sein. Auch das ist noch Teil des Wahns. Jeder Bezug zu der Kultur, die innerlich hergestellt wird, ist überhaupt nicht notwendig, so wie wenn Reibung dagegen davon irgendetwas abschaben würde. Alleine schon die Tatsache, daß selbst eine Opposition so völlig in der Minderheit ist, zeigt, daß es nicht gut sein kann, sich von deren Erfolg abhängig zu machen.


Es herrscht eine Not an Menschen, die bei sich sind. Das ist das Problem dieses Landes. Und umso dringlicher ist genau das Angehen an diese Aufgabe, selbst wenn keiner sie für relevant hält. Gerade deshalb.


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