Ich beobachtete vorhin kleine Raben beim immer wiederkehrenden Fliegen im Wind und Landen auf einer Stromleitung. Es verfolgte keinen bestimmten Zweck oder Sinn, sondern diente einfach nur einem Ausprobieren und Erproben der Möglichkeiten, die sie hatten. Teilweise machten sie ihre Flüge synchron, teilweise alleine, aber nie mit einem Ziel, sondern am Ende landeten sie nach ihren Segeleinlagen mit kräftigen Flügelschwüngen wieder am selben Punkt an dem sie sich wieder ausbalancierten. Immer spontan und ohne Hintergedanken.
Es ist ein ganz anderes Leben, das Zweck- oder Zieldenken zumindest phasenweise abzuschalten. Ich merke, wie schwer das ist, wenn ich mal einfach so rausgehe und z. B. nicht genau weiß, welche Route ich gehe. Der Verstand plant sofort, was als nächstes zu passieren hat, an welcher Gabelung ich wie zu gehen habe, wie dann der Weg nachhause aussehen soll usw. usf. Es braucht eine gewisse Zeit, das alles in den Hintergrund geraten zu lassen und mehr nach dem subtileren Bauchempfinden zu gehen, das immer nur im Moment einspielt, was stimmig ist, keine Zeit ins Spiel bringt.
Unter dem Aspekt hatte ich letztens einen längeren Abendspaziergang mit vielen Pausen in meinem Stadtteil wie einen Befreiungsakt wahrgenommen: Frei von Vorsätzen. Einfach anzukommen, und mehr und mehr die Zufriedenheit zu spüren, die immer schon da war und nur darauf gewartet hat, aufgesucht zu werden. Die Orte, die ich scheinbar schon kannte, so wieder völlig frisch wahrzunehmen, als wäre es ein fremder Ort, den ich zum ersten Mal besuchte.
Es ist alles nicht schwer. Die Tiere machen es einem ja vor.
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