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Deutsche Vereinnahmung

Seit ein paar Tagen läuft wieder die Handball-Europameisterschaft (dasselbe ist auch bei Fußball, Wintersport oder Olympia zu sehen): Wir als Deutschland haben gewonnen, wir als Deutschland konnten leider keine Medaille einfahren, was für ein Niederlage/Erfolg für Deutschland. Dabei ist das nur eine Biathletin oder ein Spieler in einer Mannschaft seiner Sportart. Was hat der mit Deutschland zu tun? Ist es nicht eher so, daß dieses Deutschland einen Anspruch auf diesen Einzelnen stellt, auf die Leistung, die er oder sie erbracht hat? Mit welchem Recht sind "wir" Weltmeister geworden?


Diese Gesellschaft schreibt sich Dinge auf die Fahne, die ihr gar nicht zustehen. Nicht nur im Sport, auch in Musik, Kunst, Literatur, Technik, wo auch immer: Wenn ein deutscher Schauspieler in Amerika einen Durchbruch hat, ein deutscher Basketballer in der NBA eine wichtige Rolle spielt, immer scheint das auf Deutschland zurückzuspiegeln: Was für ein erfolgreiches Land wir hier doch sind, wenn solch großen Persönlichkeiten aus unserer Mitte erwachsen.


Aber selbst so Leute wie Einstein haben von dieser deutschen Gesellschaft einen Scheißdreck bekommen. Die konnten froh sein, wenn einen die Leute in Ruhe ließen, und einem nicht in die Arbeit reingefunkt haben. Einzelne, die sich selber verwirklicht haben. Die Kultur hat damit nicht das Geringste zu tun.


Insofern stellt sich die Frage, inwieweit man überhaupt motiviert sein soll, etwas dort zu "leisten", weil man mit diesem Kollektiv ohnehin nichts gemeinsam hat. Gewiß, mit Einzelnen darin durchaus, aber die Masse mit ihrem Denken ist kein Ansprechpartner, steht nicht auf deiner Seite. Das sollte man sich immer wieder vergewissern.

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