Ich stelle immer wieder fest, wie wichtig es ist, wenn ich mit meinen unangenehmen Gefühlen rauskomme. Dadurch wird die moralische Deckelung zurückgelassen, und erst da beginnt das Land der wahren Freiheit, nicht irgendeines Konzepts dazu. Und damit hat es für mich seinen Sinn. Ob andere, der Auslöser von z. B. Wut bei mir, oder Nebenstehende das verstehen, ist völlig unerheblich.
Was ich merke: Dadurch erschließt sich für mich erst mein eigentliches Kraftpotential. Ich weiß, welche Energie mir zur Verfügung steht, genauso wie ein Motor eine gewisse PS-Zahl vorzuweisen hat, deswegen aber nicht immer auf Anschlag hochgedreht werden muß. Nur in bestimmten, akuten Situationen kann er hochgefahren werden, und das zu wissen ist gar nicht mal unerheblich.
Wie gesagt: Die anderen kann ich völlig vergessen. Auch was sie tun, ob sie gute oder schlechte Menschen sind. Mich interessiert nur: Profitiere ich, indem ich bei mir tiefer gehe? Kann ich neue Ebenen bei mir erschließen? Kann ich Beschränkungen und Kontrollinstanzen, zumindest für Momente, einfach sein lassen, und anfangen aus mir und meinem Erleben zu agieren?
Lebe ich so jedenfalls, bin ich ein total individueller Typ. Andere können mich nicht mehr verstehen, außer sie kennen diese nonduale Perspektive ebenso, d. h. es gibt kein Gegenüber mehr, nur noch menschliches Verhalten, welches bei mir etwas auslöst. Z. B. wenn jemand etwas Ähnliches macht, wie früher mein Vater z. B. wenn jemand so unbescheiden und anmaßend ist, einfach die eigene Aufmerksamkeit anzufordern, als wäre es sein Anrecht das zu tun. Das macht mich rasend. Der andere löst in mir das aus, und das als berechtigt anzuerkennen, das ist die Kunst.
Je mehr das passiert, desto eher verstehe ich, was bisher in meinem Leben schiefgelaufen ist: Ich habe die moralische Gepflogenheit höher geschätzt, als die einfache Wahrnehmung ohne Bewertung, was mit mir dabei passiert. Das, und nur das alleine, vergällt einem das Leben. Wie gesagt: Auch nicht die Tyrannen, oder sonst wer.
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