Traum: Ich schreibe an einem großen Aufsatz in einer Art Lazarett, zur Hilfe habe ich einen weißrussischen Arzt an die Seite gestellt bekommen, der dabei sehr umgänglich und freundlich ist. Es ging über das Militär, breche das Schreiben aber ab, und mache was anderes. Später komme ich zurück zum Schreiben, der Arzt wartete bereits sehnsüchtig, sagte, ich müsse das jetzt fertigstellen. Er konnte mir aber gar nicht helfen, wirkte wie ein kleiner Junge, irgendwie hilflos. So fand ich eigene Formulierungen, schrieb auch meine negativen Erfahrungen mit meinem Vater auf, der wohl auch mal ein Jahr beim Militär war. Ich war mir aber nicht sicher, ob das so gewünscht war. Der Arzt war aber froh.
Meinem Gefühl nach geht es hier um Männlichkeit. Der Arzt, das Militär, der Vater, alles Symbole dafür, kompetent und stark zu sein. Nachdem ich meine gesamte Pubertät eher das Gefühl hatte, allen anderen in der Hinsicht hinterherzuhinken, so dachte ich, müsse ich körperlich aufholen, oder bei Frauen erfolgreich sein, um das doch repräsentieren zu können. Aber darum ging es gar nicht, wie ich jetzt feststellen muß.
Wahre Männlichkeit geht nur einher mit Präsenz, denn nur sie führt dazu, mit der eigentlichen Natur wieder in Kontakt zu treten. Vieles andere, eben Karriereerfolg, geschlechtliches Triumphieren, sportlicher Gewinn, Dominanz in Diskussionen, Zurschaustellen von Wissen, ist nur ein billiger Versuch von Männern, wieder zurück zu der Ruhe und Kraft zu finden, die in der Präsenz als Ausgangspunkt schon liegt. Und nur von da aus kann Handeln stattfinden, daß wirklich frei, authentisch und erfüllend ist, ohne Pose und Geltungssucht.
Praktisch gesehen bin ich aber dann nicht der Typ James Bond. Ganz im Gegenteil habe ich das Gefühl, noch demütiger zu werden, weil ich mich nun nicht mehr auf gesellschaftliche Normen und Ideale stützen, sondern nur aus mir schöpfen kann. Dadurch wirke ich aber wie im Traum auch unsicher wie der Arzt, oder eben auf der anderen Seite mutig im voranschreiten, ohne jedoch zu wissen, was passiert.
Das Militär ist ebenso ein Feld in dem die Männlichkeit gesucht wird. Die Waffen, die Anzüge, die Orden, all das soll die Stärke ersetzen, die die Männer verloren haben. Die Durchsetzungskraft und der eigene Wille wird nicht mehr im Alltag, sondern an der Front praktiziert. All das ist eine Karikatur von Männlichkeit.
Auch der Krieg gegen Frauen, wie er in der MGTOW-Bewegung praktiziert wird, ist genau das. Die Frauen haben sich abgewendet, also zahlen wir es ihnen heim, oder wie? Was ist denn das, was für ein Niveau soll das sein?
Ich brauche keine Haltung zu Frauen, keine Haltung oder Meinung zu irgendwas. Ich finde es stattdessen wirklich besser, die Dinge, die ich in der Hand habe, so gut anzugehen, wie ich nur kann.