Meine Träume weisen in letzter Zeit eine verblüffende Farbigkeit und Intensität auf. Die Abenteuer sind so aufgezogen, daß sie wie ein Ersatz für Filme oder andere Medienangebote wirken.
Eine Antwort in den Träumen alleine wird es aber nicht geben, denn diese Geschichten spinnen sich immer weiter fort, sind durchaus interessant und lebendig, aber letztlich gar nicht so wichtig.
Wie ich das sehe, ist es für mich auch eine Art Aufmerksamkeitsübung. Durch das Festhalten schaue ich mir alles nochmal genauer an, kann vielleicht auch Bilder finden, die mir was verdeutlichen, und darin erfüllen sie dann ihren Zweck für mich.
Wenn man sich das mal genau betrachtet, dann ist der Zeuge der Träume, der Einzige, der noch übrig bleibt, wenn man wieder aufwacht, und der die Unwirklichkeit der Szenen erkennt. Oft erfährt man sich im Traum nicht mal als Körper, oft auch nur als passiven Beobachter. Auch das ist interessant.
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Die Wahrheit ist ewig, die Realität unveränderlich. Was sich verändert, ist nicht real, was real ist, verändert sich nicht. Also was ist es in Ihnen, das sich nicht verändert?
aus "Ich bin - Teil 1", S. 104, von Nisargadatta Maharaj
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Im Traum ist sehr schön die Identifikation mit einer Figur, sowie deren Auflösung zu sehen, wenn die nächsthöhere Dimension, ich nenne sie mal "Echtwelt", wieder erkannt wird. Auch das ist eine wichtige Lehre, Nacht für Nacht.
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Was hat das nun mit mir zu tun? Ich sehe hier, daß Träume Prozesse begleiten, eben mit Bildern, ja eher schon Inszenierungen, und mit dabei auftretenden, starken Gefühlen. Nicht mehr und auch nicht weniger. Sie sind eine Hilfe, aber nur bis zum einem bestimmten Punkt. Das Eigentliche passiert in der Echtwelt.
Da ist z. B. die Sorge um das Geld. Wie komme ich zurecht, wenn dies und jenes passiert? Was mache ich dann und dann? Auch das ist schon im Verstand. Das Geld ist nicht das Problem. Wenn ich z. B. Hunger habe, dann stehe ich genauso vor der Frage, wie ich jetzt an Essen komme, wie ein Millionär. Und irgendwie muß es für beide funktionieren, der eine hat es da nicht automatisch leichter als der andere. Beide müssen einkaufen, die Sachen zuhause verstauen, sie zubereiten usw. usf. Und wenn der Eine eine Haushaltshilfe hat, so muß er sie auch bezahlen. Ich will darauf hinaus: Die Bedürfnisse sind überall gleich. Und selbst, wenn es finanziell knapp ist, so gibt es immer irgendwie Möglichkeiten zumindest an Essen zu kommen, zu überleben.
Ich muß auch sagen, daß ich dazu tendiere eher weniger zu brauchen. Ich zahle lieber Miete, als ein Haus zu besitzen, was ständige Wartung benötigt. Mir ist ehrlich gesagt mein Auto schon zuviel, weil das immer auch einen Teil der Aufmerksamkeit beansprucht (Hier mal Reparatur,da Reifen, hier Licht, Reinigung, Versicherungen etc.) Ich könnte mein Auto verkaufen, Edelmetalle, Keyboard auch, wenn es sein muß.
Was mich noch in mir ruhen läßt: Ich bin immer auch bereit zu arbeiten, weil ich gerne in Wissen und Erfahrung wachse, egal auf welche Art. Mir gefällt das. Ich sehe, daß ich das vielen anderen Leuten voraus habe. Ich meine, wenn nicht, dann würde z. B. dieses ganze Blog mit zig Einträgen hier nicht stehen. Nur mal so.
Ich freue mich sogar darauf verschiedene Jobs auszuprobieren. Ich bin nicht mal an den gebunden, den ich jetzt ausübe. Vielleicht mache ich das noch fünf, zehn Jahre, vielleicht höre ich auch morgen auf. Mich würde es z. B. noch sehr interessieren mit Tieren zu arbeiten, ganz einfach, weil ich mich in deren Gegenwart wohl fühle. Mir wäre es dann auch egal, ob ich Kot wegräumen müßte. Es geht also immer weiter.
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Leben Sie ein geordnetes Leben, doch machen Sie es nicht selbst zu einem Ziel. Es sollte nur der Ausgangspunkt für große Abenteuer sein.
aus "Ich bin - Teil 1", S. 107, von Nisargadatta Maharaj
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Auch das ist ein großer Irrtum. Ich kenne es von mir: Wo stehe ich in 10 Jahren, in 20 Jahren? Will ich mir da was aufgebaut haben, karrieremäßig, Familie, Kinder? Ohne das wäre mein Leben doch gescheitert, oder? Ich kann das gut bei Leuten in meinem, oder auch im mittleren, Alter sehen: Die Wenigsten sehen das so wie Nisargadatta es beschrieben hat. Der Verstand wird einen Teufel tun seine Ziele eines "erfolgreichen" Lebens loszulassen. Und damit knechtet er dich dauernd.
Du Versager, hast noch nicht mal studiert. Kritik von außen bestätigt die Vermutung, man selber wäre unfähig, dumm, ein hoffnungsloser Fall. Meine Selbstwahrnehmung ist aber: Da ist keine Müdigkeit. Ich stand wohl noch nie so sehr im Saft wie heute. Das merke ich vor allem körperlich als Mitgehen mit den Ereignissen. Ich bin wacher. Und damit hat es sich. Auf was soll ein Leben hinauslaufen, wenn nicht auf das? Was soll noch Großartiges passieren, wenn es nicht jetzt schon da ist?
Ja, man möchte bewundert werden, man möchte möglichst schöne Erfahrungen sammeln, es möglichst bequem haben. Klar, bin ich dabei. Aber eigentlich ist es doch eher das, was man erleben möchte:
Im Zug gefahren, dabei mit meiner Schwester gesprochen. Ich wußte, in einem vorderen Abteil saß meine Mutter. Plötzlich mußte ich an einer Station aussteigen. Der Abschied war schwer, aber ich wußte: Ich muß raus, keine Chance.
Draußen wanderte ich eine Straße entlang. Viele Bäume säumten sie, Hochnebel verdunkelte die Umgebung. Es war eine düstere Atmosphäre. Rechts der Straße war eine Erhöhung. Von der kamen nun mehrere Frauen, gingen auch in die gleiche Richtung wie ich.
Nun kletterte ich ein Metallgerüst hoch, welches an einem hohen, alten Fabrikgebäude stand. Unten war es noch mit Holz beplankt, oben war nur noch Metall. Es wurde oben immer enger, irgendwann ging es nicht mehr weiter zu klettern. Also wieder runter.
Unten angekommen sah ich, wie zwei junge Frauen hochgingen. Ich wußte, sie würden genau da enden, wo ich nicht mehr weiterkam. Also ging ich wieder hoch, traf sie an, und teilte ihnen meine Erkenntnis mit.
Nun wanderten wir lange Zeit in dem Gerüst, sie schlossen sich mir an. Ich führte sie langsam wieder herunter, auch an sehr gefährlichen Passagen vorbei. In der großen Höhe überkam mich ein Gefühl der Stärke, der Retter in der Not. Eine von den Frauen klammerte sich regelrecht an mich. Ich führte sie wieder runter bis zum Holz.
Das war jetzt z. B. ein Traum, den ich am liebsten noch weitergeträumt hätte. Schade, daß er vorbeiging.
Ich denke, es ist auch am Besten, wenn das Leben mit so einem Gefühl zu Ende geht. Daß man das Gefühl gehabt hat, es war ein Abenteuer, weil man immer wußte, daß am Ende nichts wirklich übrig bleibt. Es bleibt wirklich nichts, keine Karriere, keine Besitztümer, kein Geld, keine Beziehungen, keine Familie, es muß alles zurückgelassen werden. Das ist erstmal ein Fakt, und es schadet sicher nicht, sich damit auch regelmäßig vertraut zu machen. Dann ist vielleicht auch die Chance da, daß eine andere Kraft in die eigene Lebenswirklichkeit einzugreifen beginnt.