Ich finde es immer wieder hervorragend, wenn sich Leute vor die Kamera trauen. Nicht, weil sie damit wissend oder kompetent erscheinen, sondern weil sie sich damit selber die höchste Wertschätzung geben, die einem Menschen überhaupt möglich ist. So ein Mensch fängt an zu sich zu stehen, sich nicht mehr kleinzuhalten. Alleine für sich zündet er ein Licht an.
Es ist wirklich nicht wichtig, gut auszusehen, flüssig zu sprechen, alles zu wissen. Wichtig ist diese Qualität des Sich-selber-beleuchten, unverfälscht, ohne viel Schickimicki, was diese Einfachheit nur zu überkleistern versuchen würde.
Z. B. hier das erste Video, was ich jemals öffentlich gestellt habe, September 2015:
Titel: "Es gibt kein Deutschland"
Wichtig war wirklich nicht, ob es perfekt wirkt, ob alles sachlich stimmt, was ich sage. Man merkt auch, daß ich da sehr energieschwach wirke. Jedoch alles gar nicht so entscheidend. Viel entscheidender war der Schritt, mich selber anzunehmen, egal welche Qualität da zum Vorschein kommt. Die Kamera betrachtet eben neutral.
(Lustig, daß ich schon damals über Stalin oder Mao Tse-Tung sprach. Da schließt sich wieder der Kreis, weil das auch mit ein Thema in meinen letzten Videos war. Aber das nur nebenbei.)
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Man muß aber damit rechnen, daß zunächst viele Schlacken an den Tag kommen, daß erst viel Unrat rauskommt, viel wirres Zeug. Es ist klar, daß fast alle Lebensausdrücke noch blockiert und gedeckelt sind. Das wird man auch nicht nach drei, vier Jahren los. Auch darauf muß man sich einstellen.
Schließlich geht es aber auch gar nicht um Entwicklung, oder wie gesagt darum, ein perfekter Mensch zu werden. Das ist wirklich gar nicht der Punkt. Viel, viel wichtiger ist, daß da mal Bewußtheit reinkommt. Du verstehst dich selber besser, egal wie du bist. Du betrachtest dich von außen. Du siehst eher, wie du wirklich wirkst, und nicht wie du es dir einbildest. Und weil du das dann klarer sehen kannst, veränderst du dich auch unmerklich.
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Ich kann deshalb nur den Hut ziehen, vor Leuten die den Mut haben, sich selber erkennen zu wollen. Die einfach wissen wollen, wer sie selber wirklich sind. Und das ist mit Sicherheit nicht der Hampelmann vor der Kamera, der da Sachen erzählt. Dahinter kann man viel eher kommen, wenn man sich einfach so zur Schau stellt.